du bist nichts

wenn du sagst, dass du bist, was du machst, dann bist du, denn du machst: nichts

schau dich an, wie du dasitzt und wartest, du armer, erbärmlicher wicht

worauf? auf den kuss einer muse, auf inspiration?

auf besseres wetter? auf eine option der perfekten idee im perfekten moment

mit perfektem equipment und wissen und können? und –

ja, ist ja gut

ich versteh, was du meinst

wenn ich nicht bald mal loslege, dann fehlt mir die zeit

ich mach mir ja gedanken und einen groben plan

dass ich weiß, was ich will, wenn ich dann anfang

du machst nichts

du denkst, dass dein dämliches denken was ändert, doch ernsthaft, in echt, machst du nichts

du drehst dich im kreis, ohne sinn, ohne halt, ohne ziel, ohne ende in sicht

was hast du davon? du grübelst darüber ja jahrelang schon

doch hast außer ein paar deiner kleinen tagträumereien im grunde genommen rein gar nichts gewonnen

okay, schön!

dann fang ich halt mal an

und plötzlich fällt dir nichts mehr ein? och, schrecklich, wie kann das sein?

verbesser mich, wenn ich mich darin irre, aber ist das nicht ein bisschen lächerlich?

du willst andere menschen begeistern und endlich mal zeigen, was in dir so steckt?

na, wo sind deine so intelligenten und weltverändernden ideen denn jetzt, mdoe?

so geschickt ist das wirklich noch nicht. auch dein alias, weißt du, was ich mein?

wenn man es liest, weiß man nicht, wie man’s spricht

wenn man es hört, weiß man nicht, wie man’s schreibt

es reicht, ja ich weiß

aber kann es sein, dass du ganz vielleicht selber gar nicht weißt, was du eigentlich willst?

du quengelst und nölst und meckerst und brüllst so auf mich ein

und kannst dich dabei selbst nicht entscheiden. so ist das echt nicht leicht, ne?

wie wollen wir beide verbleiben, soll ich jetzt nochmal denken oder endlich was schreiben?

spitze leistung, du kommst ja echt super weit

jetzt sitzt du wieder bloß da und tust dir leid

ey, ich versuch’s doch! jetzt tu doch mal halblang machen

kannst du mich vielleicht einfach mal anfangen lassen?

(einfaches, seichtes instrumental)

… ist das alles? ist das dein ernst?

hast du grad eben schon alles gegeben oder kommt da noch mehr?

das ist viel zu simpel, was willst du damit sagen, steckt da irgendwas dahinter?

gibt’s ‘ne message oder ist das denn tatsächlich bloß geklimper?

du willst es noch versierter und verzierter, hä?

ich kann auch noch komplizierter, guck mal hier da so

(schnelles, rhythmisch verschachteltes instrumental)

unglaublich, wow, ich komm aus dem staunen kaum heraus!

schaut ja fast so aus, als taucht da ein jahrtausendsassa auf

echt krass, mann, was für ein unfassbarer kerl du bist …

ist das das, was du hören willst?

wenn willst du damit beeindrucken, warum versuchst du so peinlich zu flexen?

ich muss nicht mal tief in dich reingucken, das sagt genug über deine komplexe

aber fein, wenn du meinst, dass es sein muss, mach ich deinen stuss eben mit

du talent! du genie! welch ein geistreicher hit!

du bist mit nichts zufrieden, kann das sein?

ist ja gut, ich hör ja schon auf, dann streichel dein ego halt wieder allein

das ist eh groß genug, so wie es ist, ergo brauchst du lobreden sowieso nicht

bist dein oberster fan, ein idol deiner selbst, andere loben den herrn, aber du lobst dich

musst dich ja für wahnsinnig schlau halten

wenn du glaubst, dass du auffallen würdest unter den zigtausenden, die das alles auch machen

und zwar ernster und besser als du, also wenn du keinen bock hast, kannst du dich auch raushalten, hm?

oder wenigstens endlich dein nerviges maul halten

okay, erstens: rude. zweitens: dude, was willst du sagen?

es gibt auch noch andere musik und deswegen ist meine zu nichts gut?

es geht nicht um lauter und fester oder schlauer und besser, das ist nicht der punkt

ich hab halt meine eigene stimme und eigentlich, finde ich, reicht das als grund

zeit meiner existenz untergrabe ich grenzen, das ist mein besonderer ruf

die welt hatte schon längst milliarden von menschen und ich kam trotzdem dazu

also bin ich jetzt hier und nutze das auch, musik ist mein bester versuch

und drittens: du kannst aufhören. ich hab von deinem geläster genug

ja ja, na ja, egal, ich muss gar nicht widersprechen

heute bist du noch hochmotiviert, aber morgen ist eh wieder alles vergessen

wieso wohl hockst du immer noch da, wo du sitzt? du verklemmter perfektionist

der größte witz ist, selbst wenn du jetzt beginnst, im besten fall wirst du fertig, wenn du sechzig bist

du bist gut im was anfangen

und danach dann nie wieder dranlangen

und sogar, bis du überhaupt was anfasst, wartest du jahre, weil – fanfare! –

weil du angst hast. vor dem hass, vor dem lachen der anderen

menschen, die du schätzt, bewerten dich als schlecht? dann lieber den kopf in den sand rammen

(tiefes durchatmen) wie soll ich sagen?

(tiefes durchatmen) ja, ich habe viel gegeben, es allen und jedem immer recht zu machen

doch das ding ist, das tut mit dem thema hier nichts zur sache

sei’s drum, wenn paar leuten mein zeug nix bedeutet, dann hören sie mich nicht, ja na und?

und wenn einer dabei ist, der schreit, ich wär scheiße, dann ist das kein untergang

es wird immer einen geben, der dagegen ist, aber das ist am ende nicht wesentlich

ich muss mir lediglich sagen: hey, alles ist bisschen peinlich, und das ist okay

oh, seht, mdoe, so ein poet

aber warte nur ab, bis du wirklich grimmige kritik kriegst, dann kracht alles ein wie am domino-day

wenn dein ziel nur noch zahlen und likes sind

und deine singles alle nur noch gleich klingen

wirst du wissen, dass ich richtig lag, du egoistischer, narzisstischer wich–

sag nix! ja, na klar bin ich menschlich, niemand lebt nur für ein negatives stimmenbild

ganz normal, dass ich möglichst viel bestätigung und wenig gegenwind will

und was du da wegen social media redest, muss ich dazu noch was sagen?

ich dachte, dass da die fakten klar sind

es ist alles absichtlich abhängig machend gemacht, kapitalistische maschinerie mit waffen en masse

ein algorithmus verrückt alles stück für stück, kunst wird zu content und klicks zu glück

und wer sich weigert, verliert – aber jetzt warte mal hier

warum probier ich überhaupt, mit dir zu argumentieren?

du bist bloß eine stimme in mir

du bist nichts als ein stückchen papier

du bist … nichts

wenn du sagst, dass du bist, was du machst, dann bist du, denn du machst: nichts

schau dich an, wie du daliegst und angst hast, du fürchtest dich vor … einem strich?

ein leeres papier, dass ich nicht lache

als wenn ich von dir mich aufhalten lasse

dir werd ich’s schon zeigen

ich schreib, was ich will, und berührt dich mein stift, dann hüllst du dich in schweigen